October 3, 2009

My Saturday

Endlich Wochenende! Aber Ausschlafen war trotzdem nicht!

Doug wollte mich zum Frühstück einladen. Dazu sagt doch keiner „nein“! Er geht eigentlich jeden Samstag mit Cindy Frühstück essen. Allerdings ist sie heute Früh damit beschäftigt, die Hauskatzen – by the way Perserkatzen – erst zum Frisör und dann zur Maniküre (ja ihr habt richtig gelesen!) zu bringen. Allerdings macht das letztere wider Erwarten ernsthaft Sinn! Den Tieren werden nämlich die Nägel geschnitten, was dazu führt, dass Klamotten, Möbel und nicht zuletzt die Haut der Besitzer ganz bleiben (allerdings muss man zu der Haarschleife nichts mehr sagen!).

Also sind wir heute nur zu zweit und ich wurde auch gleich den Kellnerinnen, oder wie Doug sie nennt: ‚the nice young ladies’ vorgestellt. Diese setzten sich, gleich nachdem wir das Diner betreten hatten und einen Platz ausgewählt hatten, zu uns und hielten mit uns einen Plausch. Es schien eher, als würden sie uns nebenbei bedienen und eigentlich mit uns Frühstück essen.

So gab es für mich das erste Mal richtiges amerikanisches Frühstück – Pancakes mit Ahornsirup. Und zwar die echten,1cm dicken und nicht diese dünnen französischen Crepes! Schön mit ‚Whipped Butter’ oben drauf! I love it!

Anschließend ging es, nach einem Stopp am Post Office, erst mal in den Baumarkt (weil Doug einen Deckel für irgendeine Plastikbox brauchte). Und wie alles hier, ist auch dieser ein bisschen größer als in „good old Germany“. Und wenn man erst mal drin ist, weis man auch warum! Hier gibt es eine unglaubliche Auswahl an nützlichen und auch völlig unnützen Tools. Es erinnerte mich irgendwie gleich an die Serie „Home Improvement“.

Und es kommt noch viel besser: Am Eingang kann man sein(e) Kind(er) abgeben und diese werden dann über die Dauer des Einkaufs von einem Mitarbeiter betreut. Womit? Natürlich mit Heimwerkeln – bzw. eher das Zusammennageln eines Miniatur Holzhauses. Und so haben am Ende Vati und Sohn in Ruhe ein neues Spielzeug erstanden und das Unternehmen gleich den Kunden bzw. Heimwerker von Morgen erzogen. Eine „win – win Situation“ würde ich glatt sagen.

Das ist vor allem innovativ unter dem Aspekt, dass es nix schlimmeres gibt als ein quengelndes Kind an einem sonnigen Samstagnachmittag in einem Deutschen Baumarkt ertragen zu müssen. Und das nur weil sich Mutti und Vati mal wieder nicht über die passende Deckenfarbe einig sind.

Nachdem wir – leider erfolglos – den Baumarkt verlassen hatten, machten wir uns auf zu unserem eigentlichen Ziel. Der Mall of Amerika. Dort mussten wir uns erst einmal auf die Suche nach einem Parkplatz machen. Es gibt zwar gefühlte eine Million davon, allerdings gibt es hier auch ebenso viele Autos. Aber auch dieses Problem war in den Griff zu bekommen und wenige Schritte später standen wir direkt in der größten Mall Amerikas.

Über 500 Geschäfte auf vier Etagen und in jeder der vier Ecken war darüber hinaus auch noch eine der vier großen Ketten – Macy’s, Bloomingdales, Sears und Nordstrom – alle vergleichbar mit Breuninger oder Karstadt. Aber der absolute Hammer kommt erst noch! Denn in der Mitte dieses Monstrums befindet sich zu allem Überfluss auch noch ein gesamter überdachter Freizeitpark. Achter- und Wasserbahnen, Karussells und unzählige Fressbuden wechselten sich ab. Und das war immer noch nicht alles! Denn außerdem gibt es noch ein riesiges Aquarium und eine Saisonale Ausstellung, sowie – man glaubt es kaum – unzählige Restaurants. Einfach unglaublich! So weit ich weis nennt man das auch nicht mehr Einkaufszentrum, weil es einfach dem Namen einfach nicht mehr gerecht wird, sondern UEC – Urban Entertainment Center.

Fotos der Mall

Ging man dann einmal in die Geschäfte hinein, sah man schnell, dass Dank des schwachen Dollars einige Marken sehr günstig waren. Allerdings aber auch manche nicht, vor allem eben logischer Weise die europäischen nicht. So kam es, dass ich mich im Nike Store gleich in ein paar Jogging Handschuhe (mit Schlüsselfach – Amis sind die Meister der sinnvollen Erfindungen ^^) verliebte, die mich unglaubliche 10€ gekostet haben.

Und wenn man unbedingt möchte, geht die Kundenfreundlichkeit in diesem Land sogar so weit, dass man noch einen halbstündigen Smalltalk kostenlos dazu bekommt. Für Rentner wie Doug ein Paradies! Ich für meinen Teil bin schon damit zu frieden, dass ich hier nicht, wie manchmal in Deutschland, angeguckt werde als wäre es zuviel verlangt, dass ich jetzt bezahlen möchte oder sogar auch noch Beratung zu einem Produkt will.

Allerdings nutzte auch ich an diesem Tag diese Chance auf einen kleinen Plausch, um ein wenig das englische Sprechen und amerikanische Verständnis zu trainieren. Die Produktberatung war natürlich vom Verkäufer in diese kleine Konversation geschickt mit integriert.

Es gibt Dinge, und da gehört das dazu, da wissen die Amis schon genau, was sie tun! Denn was Konsum angeht, ist dieses Land ja unbestrittener Meister. Es gibt allerdings Dinge, da muss man sie einfach machen lassen und sollte einfach keine Fragen stellen. So sah ich zum Beispiel einen Puppenfrisör in der Mall, zu dem mir einfach nichts mehr einfiel!

Aus meiner Sicht die Perversion des überflüssigen Luxusses und der Beweis dafür, dass Amis manchmal die Sensibilität für das Hinterfragen des Sinns einer Investition völlig abhanden gekommen ist! Allerdings meinte Doug zu meinen Überlegungen nur: „When it makes my daughter feeling happy, why not?“ Und allein durch die Tatsache, dass ich darauf keine Antwort hatte, war ich mit der Existenz dieses Geschäftes wieder im Reinen.

Man sieht in dieser Mall natürlich auch völlig konventionelle Läden und Kaffees. Allerdings sind diese ein wenig durchdachter aufgebaut, als ich das von Europa gewöhnt bin. So gibt es hier zum Beispiel ein Kaffee, das nur auf Familien mit kleinen Kindern ausgerichtet ist. Der Vorteil ist offensichtlich: am Eingang gibt’s einen Parkplatz für Kinderwagen, es gibt Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kleinen und keiner beschwert sich über schreiende Babys, denn es sind ja dort alle mit einem solchen gesegnet.

Ein zweites Beispiel, was mir diesbezüglich aufgefallen ist, war ein Schuhladen. Dieser stellte, wie in wahrscheinlich allen Teilen der Erde, zu einem Viertel Männer- und zu drei Vierteln Frauenschuhe aus. Doch war tief in der „Männerzone“ ein Fernseher mit ein paar Stühlen aufgestellt, umringt von Schuhen, um diesen Ort des männlichen Seelenfriedens vor feindlichen, weiblichen Blicken zu schützen.

Und so kam es, dass dieser Laden an diesem Samstag so gut besucht war, wie wahrscheinlich nie zuvor. Denn heute spielten die Golden Gophers, das College Football Team der University of Minnesota, das erste Mal in ihrem brandneuen Stadium. Und das ist natürlich ein Muss (selbst College Football ist hier durchaus populär) für jeden Football Fan – noch dazu, wenn es gegen den Lokalfeind Wisconsin an die 50 Yard Linie geht – und die sind hier doch recht häufig … Leider sah es wohl so aus, als würden die Gophers an diesem Tag wohl verlieren, was sie final auch getan haben …

Nach zwei Stunden, die wir in der Mall zu gebracht hatten, indem wir nur eine Runde auf einer der drei Etagen gelaufen waren, mussten wir uns auch schon wieder auf den Heimweg machen. Denn heute steht ein großes Dinner an! Denn Tochter + Familie (sprich: Schwiegersohn, Enkel mit Freundin und Enkelin mit Freund) kommt heute zu besuch, um Cindy zu verabschieden, die die nächsten Monate in Florida zubringen wird.

Da ich aber noch vorher eine Joggingrunde einlegen, sowie mit meiner Freundin und meinen Eltern telefonieren wollte, bin ich schon wieder etwas in Zeitnot geraten. Und tatsächlich konnte ich den Besuch bereits hören, als ich noch mitten im Gespräch war.

Die Familie ist wie man sich eine klassische Amerikanische Familie so vorstellt. Der Vater kräftig gebaut, die Mutter ein paar flotte Sprüche auf Lager und Tochter und Sohn wissen auch auf diese angemessen zu reagieren. Aber unterm Strich alle sehr nett und total zugänglich, also viel versprechend für einen netten Abend. Noch dazu, weil ich mit einem Prospekt über Luthers wirken in meiner Heimatstadt Erfurt völlig ins Schwarze getroffen hatte. Denn sowohl Cindy, die Anhängerin der ‚Lutheran Church’ ist, als auch der Enkel, der gerade europäische Geschichte als Hauptfach gewählt hatte, konnten mit dieser Broschüre etwas anfangen.

Als Digestiv gab es wahlweise Scotch oder Whisky für die „großen“ und Saft für die „kleinen“. Und dank lächerlicher Alkoholgesetzte zählte selbst der 20 Jährige Freund der Enkelin zu den Letzteren. Alt genug um in den Krieg zu ziehen, aber zu jung um ein Glas Bier zu bestellen. Hier gibt es ein Wort dafür: ‚ridiculous’. Natürlich wurden wieder alle Getränke fleißig mit Eis verdünnt, selbst beim Weiswein zeigten sie keine Skrupel! Nur der Rotwein wurde diesbezüglich besonders behandelt. Allerdings befand sich dieser ebenfalls im Kühlschrank und nennt mich Pedant, aber das ist keineswegs ein perfekter Ort für diese Sorte reifen Traubenmosts.

Die Steaks brutzelten bereits auf dem Grill vor sich hin. Wobei hier eher Gasgrills bevorzugt werden, die durch eine Haube das „Gargut“ auf entsprechende Temperaturen bringen. Dabei ist die Anzahl der Flammen anscheinend ein entscheidendes Kriterium. Zumindest war das die Eigenschaft, die Doug heraus stellte, um die Qualität des Grills zu verdeutlichen. Neben diesem Thema hatten wir – das heißt Doug, sein Schwiegersohn, sein „Schwiegerenkel“ und ich – die typischen Männerthemen, die man hier anscheinend mit einem deutschen bespricht: deutsche Autos, ‚speedlimit on the Autobahn’ und Mindestalter für Alkoholkonsum.

Als die „New York Strip Steaks“ endlich das gewünschte Garniveau erreicht hatten, ging es zu Tisch. Als Beilagen gab es ‚beans and sweet potatoes’. Allerdings gab es heute alles auf Papptellern. Aber nur, weil es für Cindy und Doug morgen früh nach Florida geht und ein Abwasch von 9 Personen dem Zeitplan ein wenig im Weg stehen würde. Und es hat dem Geschmack des Steaks darüber hinaus auch keinen Abbruch getan. Denn tatsächlich waren das quasi die besten Steaks, die ich je gegessen habe. So unglaublich saftig und zart, dass ich vor lauter Genuss fast vergessen hab, dass da noch ein paar Amis um mich rum saßen, die sich gern mit mir unterhalten würden…

So stellte sich heraus, dass die ganze Familie recht lustig war, da wir eigentlich den ganzen Abend viel zu lachen hatten. Nicht zuletzt als der Nachtisch serviert wurde – ‚Apple Pie with whipped cream’. Denn alle haben die Sahne aus ihrem Mund raus quellen lassen, und sich köstlich darüber amüsiert. Warum? Nun, diese Sauerei hat der Jüngste in seiner frühen Kindheit regelmäßig veranstaltet, wenn er Sahne in die Finger bekam und es sieht in der Tat witzig aus! Als ich an der Reihe war und die Sprühflasche in der Hand hielt, kam ich mir schon etwas deplaziert vor, mit Essen am Dinnertisch einer Amerikanischen Familie zu spielen. Aber auf Bitten aller, habe ich mich dann doch erweichen lassen, an dem Spektakel Teil zu nehmen.

Nebenbei sei erwähnt, dass es sich bei der Sahne um fettfreie Sahne handelte, die hier, aus mir unerklärlichen Gründen, recht beliebt ist. Hat man sie allerdings solo im Mund, schmeckt das Zeug leider nach einem Hauch von aufgeschäumtem Nix. Und leider wird in der Kombination mit Kuchen auch noch der Geschmack desselbigen von diesem Nix überlagert anstatt in irgendeiner Form aufgewertet.

Unterm Strich ist das ein Paradebeispiel für das Thema um das es an diesem Abend am meisten ging: gesundes Essen. Alle wussten bescheid und konnten die Grundregeln gesunden Essens aus dem FF herbeten, doch dann wurde die Sprühsahne rum gereicht, um sie „alle zu machen“. Oder mir wurde erklärt, dass die Familie 3 Tiefkühltruhen besaß, damit sich alle am Abend aus einer großen Auswahl an Fast Food ihr persönliches Lieblingsessen aussuchen konnten. Auch unter dem Umweltaspekt eine Fragwürdige Angewohnheit.

Während der Diskussion erwähnte die Tochter, wie wichtig es sei viel Wasser zu trinken und welch gesunden Einfluss dass auf den Körper hätte. Und da kam für mich der Satz des Abends! Cindy meinte dazu nämlich nur pfurztrocken: ‚I drink a lot of water, too…with my Scotch!’. Und genau den gab es für mich auch noch mal in einer ruhigen Minute vor dem Fernseher, nachdem wir den gesamten Besuch (und ich dazu Cindy und Doug) verabschiedet hatten. Was für ein Tag, I am done!

Cya tomorrow.

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