October 4, 2009

My Sunday

Cindy und Doug haben sich schon zeitig aus dem Haus gemacht, da es für sie heute nach Florida ging. Aber ich hatte andere Pläne, ich wollte erst mal so richtig ausschlafen. Zwar hat mit Cindy nahe gelegt, mich heute zeitig aus dem Bett zu machen, da heut der Twin Cities Marathon ist, an dem tausende von Läufern teilnehmen und der direkt vor unserem Haus verläuft. Doch war mir das nach dieser Mörderwoche ehrlich gesagt scheißegal!!!

Als ich meinen Körper dann doch mal über die Bettkante hiefen konnte, schleppte ich mich zum Fenster um zu sehen, was da draußen los war. Und man doch sagen, dass da einige Leute unterwegs waren. Doch es war lang nicht das Spektakel, was Cindy angekündigt hatte. So entschied ich mich dazu noch ein wenig die Stille zu genießen. Denn ich bin heute allein in diesem großen Haus, weil Demiji auch noch in NY ist.

Nach dem Frühstück mischte ich mich dann doch mal unter die Zuschauer. Es ist schon witzig, die USA ist wahrscheinlich die Nation mit den meisten Sportinteressierten, den meisten populären Sportarten und den meisten Sportzuschauern. Doch im Kontrast dazu ist sie mit Sicherheit auch einer der, mit der unsportlichsten Bevölkerung. Wobei man da als deutscher nicht den Mund zu voll nehmen sollte. Zumindest sieht man hier am Abend so einige Jogger ihre Runden ziehen, was mir in meiner lieben Heimat durchaus als mangelhaft oder unzureichend bezeichnen kann.

Ich traf aber unter den Zuschauern jemanden, der eher zu der unsportlichen Hälfte meiner Gastnation gehörte: Eugene. Diesen Mann habe ich eigentlich angesprochen, um eine Wohnung in den USA zu finden. Doch war sein haus voll, weshalb er mich zwei Häuser weiter an die Andersons vermittelte. Da wir aber den Kontakt aufrechterhalten haben brannte er letztendlich darauf, mich nach meiner Ankunft kennen zu lernen.

Er lud mich quasi sofort nach der Begrüßung und einem kurzen Smalltalk zu sich in sein Haus ein. Und da das Anschauen der Marathonläufer nicht ganz so spannend war, machten wir uns auch gleich auf dem Weg dort hin. Allerdings dauerte es eine Weile den Weg trotz der kurzen Distanz zurückzulegen, da Eugene bereits mit 70 seine 4. Bypass OP hinter sich hat. Und der Hund, den er mit sich führte war keines Wegs sportlicher als er…

Auf dem Weg merkten wir auf Anhieb, dass wir uns gut verstanden und eine Menge zu bereden hatten. Er schien viel in der Welt rum gekommen zu sein und konnte zu jeder Ecke der Erde eine kleine Anekdote erzählen. Z.B. kamen wir auf China zu sprechen, als wir über Politik diskutierten (bot sich gerade an, weil ich aus Ostdeutschland komme, was ihn sehr zu interessieren schien) und er gab gleich diesbezüglich einen zum Besten:

Es muss wohl Anfang der 70er gewesen sein, als der Außenminister der Nixonregierung zu Mao Zedong gekommen ist und sich über die Missstände im land beschwert hat. Er meinte, dass es eine unhaltbare Situation sei, dass die Menschen nicht die Freiheit besaßen, das Land verlassen zu und zum Beispiel in die USA reisen zu können. Mao antwortete daraufhin trocken und ohne mit der Wimper zu zucken: „Das ist doch alles kein Problem! Wie viele Chinesen braucht ihr denn?“.

Da sich unser Gespräch bereits in den Nachmittag hinein zog, machte Eugene Kaffee in einer French Press, was ich durchaus begrüßte. Dazu gab es einen chinesischen Kuchen, den ich ehrlich gesagt nur noch widerlich fand! Allerdings würgte ich das trockene Zeug runter, da Eugene so stolz darauf war, es anbieten zu können. Von außen sah er eigentlich ganz gut aus, allerdings war innen drin eine Masse, die sich im Mund wie gestockter Tapetenkleister anfühlte und wie ein chinesisches Gesundheitsshampoo schmeckte. Diese Masse umhüllte zu allem Überfluss auch noch eine Art Nuss, die beim Daraufbeißen zu Staub zerfiel und alles was Flüssigkeit hieß in meinem Mund aufsaugte.

Nachdem ich mich von meinem Schock erholt hatte, zeigte mir Eugene sein Haus. Es war ebenfalls, wie das der Andersons, sehr groß, doch war es hier deutlich unordentlicher. Und das ist mir aufgefallen … jemandem, der eigentlich nicht mal sieht, wenn sich der Staub sich zu Schichten anhäuft, die bei normalen Leuten asthmatische Reaktionen hervorrufen würden! Überhaupt sind amerikanische Häuser anscheinend deutlich unaufgeräumter, als ich das von deutschen Wohnungen gewöhnt bin. Allerdings schiebe ich diese Erkenntnis auch ein wenig auf die Pedanz, die mir diesbezüglich über die Jahre antrainiert wurde.

Er stellte mir außerdem seine Frau vor, die leider schwerhörig war und deshalb einen etwas unbeteiligten Eindruck machte. Da sie zu allem Überfluss auch noch gerade geschlafen hatte, hat sie nicht mal geschnallt, dass ich mit ausgestreckter Hand vor ihr stand, um sie zu begrüßen. Allerdings nicht mit Absicht, wie mir Eugene im Nachhinein versicherte.

Wie auch immer! Es wurde Zeit für mich zu gehen, denn auf mich wartete ein leeres Haus, oder besser gesagt eine ruhige Couch. Aber bevor ich diese in Anspruch nahm, machte ich mir noch etwas, was eigentlich weltberühmt ist, eine „Campbell’s Tomato Soup“. Wer jetzt nicht weis, womit er das in Verbindung bringen soll, dem wird sicherlich das Etikett der Dose bekannt vorkommen. Und ich muss sagen, ein durchaus leckeres Gebräu!

Am Abend gönnte ich mir dann noch einen schönen movie und schob mir das erste Junk food zwischen die Kiemen – eine Peperoni Pizza mit extra viel Käse und frischen Oliven obendrauf. Allerdings schien mein deutscher Magen nicht an die Chemische Zusammensetzung amerikanischer Fertiggerichte gewöhnt zu sein. Anders kann ich mir nämlich nicht vorstellen, warum ich mir anschließend dermaßen den Magen verdorben habe, dass ich die zweite Hälfte des Filmes nicht mehr mitbekommen habe.

Wie der Abend für mich weiter ging, kann sich jeder selber ausmalen. Ich hatte, da ich die ganze Woche gearbeitet habe, immer noch das Jetlag und dann auch noch eine saftige Magenverstimmung am Bein. Alleluja, das ging ja gut los!

Cya tomorrow, hopefully!

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