October 9, 2009

My Second Week

Der Anfang der Woche begann auf gut deutsch gesagt reudig. Danke der grandiosen Pizza, die ich mir am Sonntag zwischen die Beißer geschoben habe, durfte ich nett formuliert in hochfrequenter Regelmäßigkeit „the bathroom“ aufsuchen. Trotzdem habe ich mich dadurch nicht davon abbringen lassen, mich auf Arbeit blicken zu lassen. Nicht zuletzt weil ich endlich mal ein bisschen was für diese schaffen wollte. Doch in leicht schmerzhaft gebückter Haltung arbeitete es sich nicht ganz so gut! Deshalb war ich dann leider nicht so kontinuierlich anwesend (und habe so viel geschafft) wie ich eigentlich wollte.

Doch an einen wichtigen Punkt konnte ich zu Begin dieser Woche einen Haken machen! Ich habe die ganzen Datenschutz und Sicherheitsbelehrungen gelesen. Jetzt könnte man meinen, dass das kein großer Akt sei. Doch wer dieser Ansicht ist, der irrt gewaltig - leider!

Die Belehrungen bestehen nämlich aus Onlinekursen, die aus Unmengen von Seiten zusammengesetzt sind, die sich inhaltlich eigentlich kontinuierlich wiederholen. Nicht, dass das zum lernen schlecht ist, doch wird das auf Dauer echt nervig, etwa vergleichbar mit Fernsehwerbung. Um die dabei aufkommende lange Weile zu bekämpfen sind in diesen Lehrgängen dann noch lustige kleine Frage – Antwort Spielchen eingebaut, an denen man unangenehmer Weise nicht, ohne sie alle richtig zu beantworten, vorbei kommt. Und das macht sich besonders gut, wenn man zu allem Überfluss auch noch einen Lehrgang zum Thema „Vorsichtsmaßnahmen bei der Extraktion von und dem Umgang mit menschlichen biologischen Proben“ in einer mehr oder weniger, fremden Sprache absolvieren darf (und jetzt fragt mich bitte nicht, ‚why the hell’ ich so einen Mist lesen muss – ich hab ja eigentlich gar nichts mit der Extraktion menschlicher Proben zu tun….meistens zumindest :P).

Doch die Krönung kommt erst noch. Denn nicht nur, dass ich mich durch viel, unsinniges und sich ständig wiederholendes Zeug arbeiten muss. Es besteht zu außerdem auch noch zu einem Großteil aus dermaßen offensichtlichen Dingen, dass es fast lächerlich ist, diese Inhalte in einem Stichpunkt zu formulieren! Aber das ist typisch Amerika…eben ein Land, in dem Leute mit Herzproblemen oder Schwangerschaft durch eine Große Tafel an einer Achterbahn tatsächlich noch von der Dummheit abgehalten werden müssen, diese wirklich zu besteigen.

Nachdem ich mir dann zu guter Letzt nach drei Tagen auch noch die Richtlinien zum Umgang mit radioaktiven Materialien zu Gemüte geführt hatte, stellte sich dann doch ein positives Ergebnis dieser Plackerei ein. Ich bekam nämlich endlich die Schlüssel zu unserem Labor und die Zugangsberechtigung zum Gebäude.

Doch zum Glück war das nicht das Einzige, was ich über die Woche auf Arbeit zu Stande bekommen habe. Ich konnte mich endlich mal ein wenig in die Eigentliche Problematik meiner Aufgabe einarbeiten. Und auch wenn ich immer wieder von irgendwelchen organisatorischen Dingen unterbrochen wurde, ich denke ich bin diesbezüglich ein ganzes Stück weiter gekommen.

Außerdem habe ich am Freitag einen, für mich neuen, Mitarbeiter kennen gelernt. Sein Name ist Kondon und er wird von meinem Professor immer als „the indian guy“ bezeichnet. Da er aber an diesem Tag nicht da war (wie anscheinend jeden Freitag – was für eine entspannte Woche) und ich sowieso viel zu spät kam, haben Kondon und ich den Rest des Tages damit verbracht, uns über kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland, USA und Indien zu unterhalten.

Er war am Anfang auf Grund seines indischen Dialektes schwer zu verstehen. Doch wenn man sich einmal rein gehört hat, dass die Sätze grundsätzlich kurz und schnell gesprochen werden und die Pausen dazwischen eine gefühlte Ewigkeit dauern, kann man den Inhalt durchaus begreifen. Unterm Strich auf jeden Fall ein netter Kerl, wenn auch vielleicht ein wenig geldorientiert.

Er hat mir nämlich erklärt, dass er sich demnächst darum bemühen muss, entweder sein Visum zu verlängern oder woanders hin zu gehen, denn sein Studium hier ist so gut wie beendet. Doch scheint das wichtigste Auswahlkriterium das liebe Geld zu sein. So fragte er mich weder nach beruflichen Möglichkeiten oder Lebensqualität in Europa. Nein, das vorrangige Interesse galt dem Einstiegsgehalt, was offensichtlich die Auswahl des Landes signifikant entscheiden wird.

Aber die Freizeit scheint bei dem Jungen auch nicht zu kurz zu kommen. Er erzählte mir, dass er öfter Clubs besucht und mich auch das nächste Mal mitnehmen will – na da bin ich ja mal gespannt! Denn Clubs habe ich hier noch nicht viele gesehen.

Allerdings sind hier, wie bereits erwähnt, Sportveranstaltungen ein großer Publikumsmagnet! So war am Montag während meines Heimwegs um den Methrodome (das Football - Stadion der Minnesota Vikings) richtig was los. Denn offensichtlich fand heute ein Spiel statt. Allerdings nicht gegen irgendeinen Kontrahenten…

Denn an diesem Tag war wahrscheinlich eines der wichtigsten Spiele der Saison gegen die Green Bay Packers. Diesen Verein kann man hier als „Lokalgegner“ Bezeichnen, auch wenn deren Heimatstadt ca. 280 Meilen (ca. 450 Kilometer) entfernt ist. In Deutschland wäre das eine Reise quer durch das halbe Land, aber in den USA sind die Maßstäbe eben etwas anders. Nicht zuletzt, weil sich zwischen diesen beiden Städten neben ein paar Farmen und dem, was man in Deutschland vorsichtig als „Kuhklitschen“ bezeichnen würde, mehr oder weniger gar nichts befindet.

Vikings gegen die Packers

Doch nicht nur das erhitzt die Gemüter der Fans. Auch, dass Favre, der 40 Jahre alte Quarterback (wahrscheinlich einer der wichtigsten Spieler im Feld) der Packers, sich nach einer Schaffenspause wieder zurück gemeldet hat – allerdings ironischerweise bei dem „Hassgegner“ Minnesota Vikings. Für meine Begriffe hat der Mann daher einen Sinn für Humor! Und der Verlauf der Vikings Saison gibt ihm ebenfalls Recht mit seiner Entscheidung, denn der Verein war wahrscheinlich nie so gut, wie jetzt…

Wie jedes „ordentliche“ Sportevent rund um den Globus bedeutet auch dieses, Ausnahmezustand weiträumig rund um das Stadion. Jubelnde Menschenmassen in Lila – Gelb (die Teamfarben der Vikings) strömten zum Stadion und blockierten alles, was sich sonst noch rund um das Stadion zu regen versuchte. Kein Bus oder anderer Straßenverkehr kam dank fürsorglicher Metro – Transit – Police – Officers auch nur in die Nähe des Methrodomes und der Verkehr der ‚lightrail aka tram’ kam durch das Gewühle mehr oder weniger völlig zum erliegen.

So war auch ich Opfer dieses Ereignisses und musste wohl oder eher übel (mir ging es ja nicht so gut) etwas Zeit totschlagen, bis der alltägliche Verkehr seine „Football – Schockstarre“ wieder hinter sich gebracht hat.

So ging ich erst eine Runde über den Parkplatz, wo man die Spezies „Vikings Fan“ (leicht zu erkennen an den erwähnten markanten Farben der Fankleidung, Gesichtsbemalung und Kopfbedeckung sowie an den, an Vikinger erinnernden Kampfausrüstung, wie Schwerter, Helm oder Schutzschild) beim so genannten ‚Tailgating’ beobachten konnte. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich das Ritual vor einem sportlichen Event, bei dem man einen BBQ Grill in einem Zelt hinter seinem Van aufstellt und sich anschließend während des Bratens mit einer (hoffentlich geteilten) 1 Galonen Plastikflasche Vodka (oder mit einem anderen hochprozentigen Getränk) vollaufen lässt.

Das sieht man aber auch nur, wenn man sich langsam anpirscht und sich ganz unauffällig verhält. Schreckt man allerdings die Leittiere leichtfertig auf, artet das ganze in animalischem Kampfgebrüll aus. Und führt man dann noch eine Kamera mit sich (wie das bei mir der Fall war) ist das Resultat umso verheerender bis unabsehbar… Einer fragte mich sogar, ob ich von der Presse sei und ob ich Interesse daran hätte, dass er und seine Freunde in ihren, fast lächerlich anmutenden Fankleidung für mich posierten. Dummerweise fiel, etwas überrumpelt von der Frage und daher nicht ganz Herr meiner Sinne, meine Antwort negativ aus. Aber eigentlich hätte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen dürfen ;).

Nichtsdestotrotz sprang mir auch so an diesem Tag einiges vor die Linse, was einen Schnappschuss wert war. Denn auf dem Vorplatz des Methrodomes war eine Art Jahrmarkt aufgebaut, auf dem u.a. eine ganze Menge illustrer Gestalten unterwegs waren. Ich denke da z.B. an eine Gruppe, die sich angemalt und mit Favre Lettern ausgestattet hat oder an das Maskottchen der Vikings, das versuchte, die Stimmung des Pulks weiter anzuheizen. Man sah sogar erwachsene Männer, die sich an einem Stand die Gesichter von Leuten bemalen ließen, die sonst eigentlich nur kleine Kinder im Vorschulalter vor sich sitzen sahen.

Lustig war auch, dass auf diesem Platz so genannte „Bratwürste“ verkauft wurden, wodurch ich mir gleich etwas heimischer vorkam ;). Außerdem gab es eine typisch amerikanische Spezialität, die sich ‚Corn Dog’ nannte. Diese bestand aus einer Wurst in Maisteig, frittiert in heißem Öl – typisch amerikanisch eben. Ich war allerdings nicht mal annähernd in der Lage, auch nur eines dieser Snacks zu probieren. Stattdessen ging es für mich dann so schnell wie möglich nach Hause, sobald sich die Menge etwas gelichtet hat. Dort hab ich mir auch das Spiel angeschaut bzw. hab erst einmal versucht, das Spiel zu verstehen, was nicht immer so einfach war. Unterm strich haben die Vikings zu meiner Zufriedenheit gewonnen. Doch das war nicht das einzige Sportevent, was in dieser Woche stattfand.

Denn am Dienstag fand das Spiel der Twins (Minnesota Baseball Team) gegen die Tigers (Detroit) statt. Allerdings war das Treiben um das Stadion (beeindruckender Weise haben sie es innerhalb eines Tages zu einem Baseball Stadion umgebaut) dieses mal deutlich gesitteter. Überhaupt war das Stadion schlechter besucht und während ich mir ebenfalls dieses Spiel im TV angeschaut hatte, fand ich auch heraus warum. Der verlauf an sich war deutlich ruhiger und strategischer – manch einer würde sogar so weit gehen, es als langweilig zu bezeichnen, wobei ich glatt mitgehen würde. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich trotz intensiver Wikipedia – Studie, dieses Spiel nicht richtig durchdrungen hatte.

Am Mittwoch ging es mir dann endlich wieder so gut, dass ich auch mal einen Rundgang durch die Downtown wagen konnte (wollte endlich mal das gute Wetter ausnutzen). Und amerikanische Städte sind diesbezüglich wirklich beeindruckend. Denn im Stadtkern befinden sich gewöhnlicher Weise immer so genannte ‚Skyscraper’ – „Wolkenkratzer“, die mir aus deutschen Städten, in denen ich mich meistens rum treibe, einfach nicht geläufig sind. Auch wenn die Bezeichnung „Wolkenkratzer“ für die Gebäude in Minneapolis etwas hoch gegriffen ist, so waren sie doch nett anzusehen.

Minneapolis

In den unteren Etagen dieser Häuser befinden sich kleine ‚malls’ mit Geschäften, Snackbars und Restaurants, die z. B. die Arbeiter dieser Gebäude in der Mittagspause besuchen können. Das besondere in Minneapolis und St. Paul ist, dass man auf Grund der Winterkälte alle Gebäude auf der zweiten Etage mit ‚Skyways’ miteinander verbunden hat. Das führte dazu, dass die Innenstadt auch für Besucher und Shoppingwillige (die gewöhnlich eine der ‚malls’ in den ‚suburbs’ besuchen) interessant geworden ist – zu Recht, wie ich finde. Es macht spaß von Haus zu Haus zu gehen und sich all die kleinen Geschäfte anzuschauen!

Doch auch auf der Straße ist es interessant, denn dort findet über den Sommer und Herbst der ‚Farmer’s Market’ statt. Bedeutet, dass dort frische und selbst angebaute Gemüsespezialitäten der Region und Saison angeboten werden. Dazu gehört in erster Linie natürlich Corn (Mais), aber auch Knoblauch, Challapenios oder auch gewöhnlicher Rosenkohl – Alles in Allem der völlige Gegensatz zu dem, was man sich unter dem ungesunden amerikanischen ‚junk food’ so vorstellt. Für mich sah besonders der Knoblauch so verlockend und frisch aus, dass ich nicht daran vorbei gehen konnte.

Diesen habe ich dann auch gleich mit ein paar leckeren Nudeln kombiniert und verköstigt. Das Problem ist allerdings immer: kocht man einmal für sich allein, reicht das meistens (und besonders hier auf Grund der Größe der angebotenen Verpackungen) für mehrere Tage. Doch am Freitag mussten die Reste dieser Mahlzeit im Kühlschrank ohne mich zurecht kommen…nicht zuletzt, weil einem das Zeug nach drei Tagen einfach zum Hals raus hängt.

Doch der eigentliche Grund war, dass ich an diesem Abend gar nicht zu Hause war. Ich bin nämlich mit Demiji zur ‚homecoming parade’ der University of Minnesota gegangen. Diese war ein Festzug durch die ‚University Avenue’, vom Campus vorbei an allen Verbindungshäusern (die nebenbei tatsächlich so witzige/sinnlose Namen wie ΔΓΣ tragen) bis hin zum neuen ‚TCF Bank Stadium’ und findet zu Ehren der ehemaligen Universitätsmitglieder statt. Ich fand, es hatte etwas von einem Karneval – Umzug, allerdings mit dem Unterschied, dass die ‚giveaways’ hier tatsächlich irgendwie zu gebrauchen waren. So habe ich ein T-Shirt der TCF Bank und einen „Kaffeebecher“ von Starbucks bekommen. Zu dem Kaffeebecher sei erwähnt, dass hier quasi jeder mit so einem Becher unter dem Arm durch die Gegend rennt. Fast so, als würde eine zu lange Unterbrechung des Kaffee Konsums zu ernsthaften medizinischen Konsequenzen führen. Es handelt sich dabei eigentlich auch weniger um einen Becher, als um einen verschließbaren ‚Cup’, mit dem sich der Kaffee logischer Weise deutlich komfortabler transportieren lässt.

Homecoming Parade

Der Grund meiner Ausschweife ist eigentlich nur der, zu erklären, dass es sich bei diesem „Objekt“, was in jedem guten deutschen Haushalt direkt in die Mülltonne wandern oder irgendwo verstauben würde, hier tatsächlich um einen mehr oder weniger sinnvollen aber gebräuchlichen Gegenstand handelt.

Allerdings haben sie aber bei dem Unzug mit ‚free candys’ gespart, was eigentlich unüblich für Amerikaner, aber gut für uns ist. Denn wir hatten uns dazu entschieden, nach der Veranstaltung eines der Restaurants in Dinkytown, ein Kneipenviertel nahe des Campuses, aufzusuchen. Unsere Wahl fiel auf einen Chinesen. Und ich muss echt sagen, dass ich meiner Meinung nach noch nie so gut und auch günstig chinesisch gegessen habe!

Gestärkt mit ‚chickencurry’, machten wir uns auf den Rückweg. Ich für meinen Teil wollte eigentlich noch ein bisschen der Freiluft – Afterparty beiwohnen. Doch aufgrund der Kälte, bzw. Demijis mangelnde Ausstattung dagegen, was ihm als Nigerianer gerade noch verziehen sei ;), mussten wir dann doch die direkte Heimreise antreten und den Abend im Warmen, vor dem TV ausklingen lassen.

Cya tomorrow!

October 4, 2009

My Sunday

Cindy und Doug haben sich schon zeitig aus dem Haus gemacht, da es für sie heute nach Florida ging. Aber ich hatte andere Pläne, ich wollte erst mal so richtig ausschlafen. Zwar hat mit Cindy nahe gelegt, mich heute zeitig aus dem Bett zu machen, da heut der Twin Cities Marathon ist, an dem tausende von Läufern teilnehmen und der direkt vor unserem Haus verläuft. Doch war mir das nach dieser Mörderwoche ehrlich gesagt scheißegal!!!

Als ich meinen Körper dann doch mal über die Bettkante hiefen konnte, schleppte ich mich zum Fenster um zu sehen, was da draußen los war. Und man doch sagen, dass da einige Leute unterwegs waren. Doch es war lang nicht das Spektakel, was Cindy angekündigt hatte. So entschied ich mich dazu noch ein wenig die Stille zu genießen. Denn ich bin heute allein in diesem großen Haus, weil Demiji auch noch in NY ist.

Nach dem Frühstück mischte ich mich dann doch mal unter die Zuschauer. Es ist schon witzig, die USA ist wahrscheinlich die Nation mit den meisten Sportinteressierten, den meisten populären Sportarten und den meisten Sportzuschauern. Doch im Kontrast dazu ist sie mit Sicherheit auch einer der, mit der unsportlichsten Bevölkerung. Wobei man da als deutscher nicht den Mund zu voll nehmen sollte. Zumindest sieht man hier am Abend so einige Jogger ihre Runden ziehen, was mir in meiner lieben Heimat durchaus als mangelhaft oder unzureichend bezeichnen kann.

Ich traf aber unter den Zuschauern jemanden, der eher zu der unsportlichen Hälfte meiner Gastnation gehörte: Eugene. Diesen Mann habe ich eigentlich angesprochen, um eine Wohnung in den USA zu finden. Doch war sein haus voll, weshalb er mich zwei Häuser weiter an die Andersons vermittelte. Da wir aber den Kontakt aufrechterhalten haben brannte er letztendlich darauf, mich nach meiner Ankunft kennen zu lernen.

Er lud mich quasi sofort nach der Begrüßung und einem kurzen Smalltalk zu sich in sein Haus ein. Und da das Anschauen der Marathonläufer nicht ganz so spannend war, machten wir uns auch gleich auf dem Weg dort hin. Allerdings dauerte es eine Weile den Weg trotz der kurzen Distanz zurückzulegen, da Eugene bereits mit 70 seine 4. Bypass OP hinter sich hat. Und der Hund, den er mit sich führte war keines Wegs sportlicher als er…

Auf dem Weg merkten wir auf Anhieb, dass wir uns gut verstanden und eine Menge zu bereden hatten. Er schien viel in der Welt rum gekommen zu sein und konnte zu jeder Ecke der Erde eine kleine Anekdote erzählen. Z.B. kamen wir auf China zu sprechen, als wir über Politik diskutierten (bot sich gerade an, weil ich aus Ostdeutschland komme, was ihn sehr zu interessieren schien) und er gab gleich diesbezüglich einen zum Besten:

Es muss wohl Anfang der 70er gewesen sein, als der Außenminister der Nixonregierung zu Mao Zedong gekommen ist und sich über die Missstände im land beschwert hat. Er meinte, dass es eine unhaltbare Situation sei, dass die Menschen nicht die Freiheit besaßen, das Land verlassen zu und zum Beispiel in die USA reisen zu können. Mao antwortete daraufhin trocken und ohne mit der Wimper zu zucken: „Das ist doch alles kein Problem! Wie viele Chinesen braucht ihr denn?“.

Da sich unser Gespräch bereits in den Nachmittag hinein zog, machte Eugene Kaffee in einer French Press, was ich durchaus begrüßte. Dazu gab es einen chinesischen Kuchen, den ich ehrlich gesagt nur noch widerlich fand! Allerdings würgte ich das trockene Zeug runter, da Eugene so stolz darauf war, es anbieten zu können. Von außen sah er eigentlich ganz gut aus, allerdings war innen drin eine Masse, die sich im Mund wie gestockter Tapetenkleister anfühlte und wie ein chinesisches Gesundheitsshampoo schmeckte. Diese Masse umhüllte zu allem Überfluss auch noch eine Art Nuss, die beim Daraufbeißen zu Staub zerfiel und alles was Flüssigkeit hieß in meinem Mund aufsaugte.

Nachdem ich mich von meinem Schock erholt hatte, zeigte mir Eugene sein Haus. Es war ebenfalls, wie das der Andersons, sehr groß, doch war es hier deutlich unordentlicher. Und das ist mir aufgefallen … jemandem, der eigentlich nicht mal sieht, wenn sich der Staub sich zu Schichten anhäuft, die bei normalen Leuten asthmatische Reaktionen hervorrufen würden! Überhaupt sind amerikanische Häuser anscheinend deutlich unaufgeräumter, als ich das von deutschen Wohnungen gewöhnt bin. Allerdings schiebe ich diese Erkenntnis auch ein wenig auf die Pedanz, die mir diesbezüglich über die Jahre antrainiert wurde.

Er stellte mir außerdem seine Frau vor, die leider schwerhörig war und deshalb einen etwas unbeteiligten Eindruck machte. Da sie zu allem Überfluss auch noch gerade geschlafen hatte, hat sie nicht mal geschnallt, dass ich mit ausgestreckter Hand vor ihr stand, um sie zu begrüßen. Allerdings nicht mit Absicht, wie mir Eugene im Nachhinein versicherte.

Wie auch immer! Es wurde Zeit für mich zu gehen, denn auf mich wartete ein leeres Haus, oder besser gesagt eine ruhige Couch. Aber bevor ich diese in Anspruch nahm, machte ich mir noch etwas, was eigentlich weltberühmt ist, eine „Campbell’s Tomato Soup“. Wer jetzt nicht weis, womit er das in Verbindung bringen soll, dem wird sicherlich das Etikett der Dose bekannt vorkommen. Und ich muss sagen, ein durchaus leckeres Gebräu!

Am Abend gönnte ich mir dann noch einen schönen movie und schob mir das erste Junk food zwischen die Kiemen – eine Peperoni Pizza mit extra viel Käse und frischen Oliven obendrauf. Allerdings schien mein deutscher Magen nicht an die Chemische Zusammensetzung amerikanischer Fertiggerichte gewöhnt zu sein. Anders kann ich mir nämlich nicht vorstellen, warum ich mir anschließend dermaßen den Magen verdorben habe, dass ich die zweite Hälfte des Filmes nicht mehr mitbekommen habe.

Wie der Abend für mich weiter ging, kann sich jeder selber ausmalen. Ich hatte, da ich die ganze Woche gearbeitet habe, immer noch das Jetlag und dann auch noch eine saftige Magenverstimmung am Bein. Alleluja, das ging ja gut los!

Cya tomorrow, hopefully!