October 1, 2009

My Thursday

Der erste echte Arbeitstag…natürlich nicht wirklich! Wie sich schon angedeutet hat, gibt es ca. 100 Organisationsdinge zu erledigen. Endlich kann ich z.B. zum Payroll office gehen und meinen Gehaltsantrag stellen. Den Weg dahin kenn ich ja bereits. Aber bevor es wirklich los geht gibt’s erst mal wieder Frühstück. Um meine Figur besorgt, hat Cindy netterweise ‚Fat Free Milk’ besorgt, die hier sehr gefragt ist. Ich finde allerdings, dass man sich damit auch genauso gut seine Cornflakes mit Mineralwasser machen kann. Das ist wahrscheinlich auch noch gesünder, da es nicht so viele chemische Prozesse durchlaufen hat.

Als ich mich auf den Weg zum Payroll Office machte, fiel mir ein Nachteil unseres Appartements auf die Füße. Durch die komfortable Kellernähe kann man nämlich durch die Fenster nicht gut den momentanen Wetterzustand ausmachen. So kam es, dass ich, auf einen sonnigen Tag vorbereitet, direkt nach draußen in eine zweite Dusche rannte. Leider war ich auch mal wieder „überpünktlich“, das heißt ich hatte auch keine Zeit mehr zurück zu gehen, um mich den veränderten Wetterbedingungen anzupassen. Also lautete die Divise: zum Bus rennen. leider war ich damit wieder so schnell, dass ich noch ca. 5 Minuten im Regen rum stand.

Im Payroll Office ging an diesem Tag wahrscheinlich das erste Mal alles glatt. Ich musste nur wieder Name, Adresse und Unterschrift da lassen, schon war ich drin. Nur habe ich dort noch einen Zettel bekommen, den ich wiederum woanders abgeben musste. Ohne, dass ich da irgendwas ausfüllen muss. Nicht, dass man das via Fax hätte senden können. Nein, da wird lieber irgend so ein Ausländer kreuz und quer über den Campus gescheucht. Und ich dachte, der Bürokratie an den deutschen Grenzen für eine Weile entkommen zu sein.

Genervt ignorierte ich die Dringlichkeit der Überbringung des Zettels und gehe zu meinem Arbeitsplatz. Ich wollte endlich mal ein bisschen das tun, wofür ich eigentlich hier bin: am Mikroskop arbeiten. Das Gerät arbeitet mit einer dünnen Laserschicht um durchsichtige, fluoreszierende biologische Proben zu illuminieren. Das aus der Fluoreszenz resultierende Licht ergibt ein Bild und wird durch ein Mikroskop betrachtet. Die Laserschicht wird durch die Probe bewegt und Schicht für Schicht wird fotografiert. Daraus resultiert am Ende ein 3D Bild der gescannten Probe.

Meine Aufgabe ist es die Laserschicht dünner zu bekommen, bessere Kameras und andere Laser auszuwählen und zu installieren, einen Anti-Vibrations-Tisch unter das System zu bauen und eine schnellere Scann-Prozedur zu implementieren…

Damit bin ich aber am heutigen Tag ehrlich gesagt keinen Schritt vorangekommen. Denn erst mal heißt es, sich in die Thematik einzuarbeiten. Außerdem habe ich meinem Professor mit einem Ohr zugehört, wie der den lieben langen Tag Apple verfluchte. Denn das Ergebnis nach zwei Stunden an der Hotline war, dass es einfacher und schneller (und damit sicher auch billiger) ist, einfach neue Drucker zu kaufen, anstatt sich weiter mit dem Problem zu behängen und es lösen zu wollen. Hier hat man einen Ausdruck dafür: ‚just ridiculous’!

Zum Mittag gibt es bei mir jetzt jeden Tag ein leckeres Sandwich. Mit Salat, Käse, Schinken, Senf und Ketchup. Der Absolute Wahnsinn war, als ich wahllos irgendwelche ‚Sandwich Bags’ gekauft habe und die Sandwiches wie angegossen in den Beutel gepasst haben. Denn dank Einheitsformat der Brote (Ja, fast jedes Brot hier ist Weißbrot, lässt sich auf 1/4 der ursprünglichen Größe zusammen drücken und hat das gleiche Kastenformat) ist es möglich Beutel anzufertigen, der genau die Größe des Brotes hat. Und wieder einmal bin ich von diesem Land begeistert! Es sind doch die kleinen Dinge im Leben ;)

Am Nachmittag ging ich zum Health Insurance Office, am Campus auch Boyten Center genannt. Da dies gleichzeitig eine Klinik ist, hängen am Eingang Sanitizer (ich weis nicht mal das deutsche Wort dafür) und ein Spender für Mundschutz Masken aus. Allerdings gibt einem auch irgendwie sofort das Gefühl, als könne man jeden kleinen Bazillus auf der Türklinke einzeln erkennen. Bei der Versicherung direkt musste ich erst mal wieder die üblichen Daten hinterlassen. Danach informierten sie mich darüber, dass sie die ersten zwei Raten im Voraus wollten. By the way $376 … nachdem ich die letzten zwei Tage ein deposit von $900 für das Appartement nach Hause geschleppt habe keine Kleinigkeit! Aber langsam hatte ich mich daran gewöhnt, lächerliche Summen in meinem Portomoneie mit mir rum zu tragen. Also versicherte ich, die erwünschte Summe morgen vorbei zu bringen.

Danach wollte ich eigentlich nach Hause gehen, doch machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete dermaßen, dass ich mit meiner mangelnden Ausstattung gegen das Unwetter, nicht einmal bis zur Bushaltestelle gekommen wäre. Deshalb chillte ich mich in die TV Lobby der Uni. Ein großer Saal, ausgestattet mit Sesseln, die alle auf einen großen Fernseher gerichtet sind. Es kam gerade Baseball, Twins (Minneapolis) gegen die Tigers (Detroit). Eines der entscheidenden Topspiele der Woche. Denn außerdem ist dieses Wochenende das Football Wochenende des Jahres. Aber dazu später mehr!

Erst einmal wollte ich mir noch meine U-Card und meinen Mitarbeiter Batch im Coffman Union Center, in dem sich auch die TV Lobby befand, abholen. Doch nachdem ich dort mal wieder meine persönlichen Daten hinterließ (ich weiß mittlerweile sogar nach 3 Tagen meine Telefonnummer auswendig) und ein Foto schießen ließ, bekam ich komischer weise nur meinem Mitarbeiter Batch. Ich war allerdings zu fertig und zu desinteressiert, um mir weiter darüber einen Kopf zu machen.

Ich wollte eigentlich nur noch nach Hause. Gesagt getan. Zu Hause angekommen tat ich etwas, an das ich mich gewöhnen könnte. Ich hab amerikanisches TV geschaut und mir dabei eine eiskalte Cola ‚on the rocks’ gegönnt! Wobei die zwei lächerlichen Buchstaben T und V sicherlich dem Ungetüm, was da unten bei uns im Appartement steht, nicht im Geringsten gerecht werden. Es ist eine Art Video-Beamer, der mit drei Projektoren (für jede Farbe einen) auf eine 2m x 1,5m Leinwand strahlt. Der Projektor ist dabei im Tisch versenkt. Das Programm ist aber der eigentliche Wahnsinn. Den ganzen Tag kommt eine Serie nach der Anderen und parallel laufen auf anderen Kanälen Filme. Die Sportübertragungen sind ebenfalls unglaublich vielseitig. Es gibt allein 5 Kanäle, die den ganzen Tag nur Football übertragen. Oder auf einem Anderen geht es nur ums Essen. Allerdings – als wäre es zu schön um wahr zu sein – hat die ganze Sache auch einen Haken. Denn man hat eher das Gefühl als unterbreche die Webung nicht den Film sondern der Film die Werbung. Ungefähr alle 5 bis 10 Minuten schiebt sich so ein kleiner Bastard von 30 Sekunden bis 1 Minute dazwischen. An diesem Abend hatte ich aber dafür die Auswahl aus zwei Filme und 3 Serien, die ich alle samt mag.

Am späteren Abend kommen dann aber auch ziemlich verrückte Sachen! Wie z.B. Jackass, was sicher die Meisten kennen. Für die, sich diesem Elend bisher entziehen konnten: Es geht um ein paar Halbstarke, die alles ausprobieren was auch nur im Entferntesten danach aussieht, dass es Schmerzen verursacht. Sei es einen Abhang in einem Dixi Klo runter zu rollen oder sich mit einem Teaser zu beschießen. Alles ist erlaubt…Doch wer glaubt, dass die Dummheit hier ein Ende hat irrt gewaltig!

Es gibt zum Beispiel eine Serie, bei der ein junger Kerl meines Alters quer durch Amerika reist, um an allen Wettessen und ‚All you can eat competitions’ des Landes teilzunehmen. Dieser schreiende Verdauungsschlauch verputzt ein 2 Kg Steak samt Kartoffelbeilage und Salat in einer guten Halben Stunde oder vertilgt mal eben zum Mittag 12 Supersize Tacos! Ich möchte wissen, wie der an seine Krankenversicherung gekommen ist bzw. wer die bezahlt?!

Einen weiteren Schritt abwärts auf der Niveauleiter verkörpert die Sendung „Disaster House“. Eigentlich soll bloß das Haus einer Familie renoviert werden, wie das in einigen Sendungen in Deutschland auch üblich ist. Doch geschieht dies hier nicht, ohne vorher mit einem Auto quer durch, oder mit einem Monster Truck über das Haus zu Brettern. Das Beste, was ich allerdings bisher von dieser Sendung gesehen habe ist, wie ein Klavier 75 ft in ein Dach gestürzt ist, damit man anschließend das Dach reparieren kann. Die Frage nach dem Klavier stellt man sicher lieber erst gar nicht.

Ich könnte diese Liste noch bis ins unendliche ausbauen, denn es gibt hier sagenhaft viele Sendungen, die bei diesem Niveaulimbo durchaus mithalten könnten. Allerdings bin ich müde und es ist spät! Deshalb werden wir das auf später vertagen müssen…

Cya tomorrow!

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