October 2, 2009

My Friday

Nach dem Flug nicht einen Tag ausgeruht und schon wieder ging es zeitig raus! Heute sollte es endlich mal direkt auf Arbeit gehen – zum ersten und zum letzten Mal in dieser Woche. Deshalb habe ich mir nur fix eine Schüssel Corn Pops einverleibt (die sehen hier irgendwie völlig anders aus, als zu Hause – irgendwie so unförmig) und danach ging es ab zum Bus. An diesem Tag war ich natürlich – im Gegensatz zu gestern – auf das schlechte Wetter vorbereitet. Deshalb regnete es heute auch nicht annähernd so stark, wie am Tag zuvor.

Das Problem ist, dass ich immer noch nicht ohne Hilfe durch die Eingangstür des Forschungsgebäudes komme. Denn die dazu erforderliche U-Card besaß ich, trotz Besuch des U-Card Offices, leider komischer Weise immer noch nicht. Und zu allem Überfluss waren an diesem Tag weder Peter noch Shane so zeitig anwesend, dass sie mir den Zugang hätten ermöglichen können (sie sind über ein Telefon an der Rezeption erreichbar).

Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass ich einfach mit jemand anderem in die Labore hätte gelangen können. Doch dies ist dank strenger Sicherheitsbestimmungen und der wachsamen Augen der Dame am Eingang quasi ein Ding der Unmöglichkeit.

Da ich manchmal ein gnadenloser Optimist bin, versuchte ich trotzdem noch einmal im Labor anzurufen und zu meiner Überraschung meldete sich am anderen Ende plötzlich eine weibliche Stimme. Mir schießt die Frage durch den Kopf, wie eine Frau in ein Labor wie dieses kommt … ob sie sich vielleicht verlaufen hat (bisher hab ich hier nur ergraute Professoren und junge Kerle mit Brillen – angehende Wissenschaftler eben – rum rennen sehen)? Da ich es mir aber nicht gleich am Anfang mit allen verscherzen wollte, entschied ich mich intelligenter Weise dagegen, diese dumme Bemerkung zu verbalisieren. Nicht zuletzt weil ich wahrscheinlich auch gar nicht in der Lage gewesen wäre, es auf englisch nicht so zu formulieren, dass es blöd klingt.

Etwas überrascht fragte ich daher bloß, ob sie Peter meinem Professor, kenne und ob sie mir auch die Tür öffnen könnte. Beides bejahte sie prompt und kurze Zeit später steht Heather vor mir. Sie erklärte mir, dass sie für Peter arbeitet und jeden Montag und Donnerstag da ist. Sie macht etwas, was ich „Malen nach Zahlen“ nennen würde. Das soll heißen, wenn Shane einen Stack – Sprich: eine Reihe von Bildern eines biologischen Objektes – Schicht für Schicht mit dem Mikroskop fotografiert hat, dann bearbeitet sie jedes dieser Bilder und markiert dabei mit einem virtuellen Stift wichtige Regionen der Probe. Dadurch können diese Regionen dann in einem 3D Modell dargestellt werden. Eine Arbeit, für die man auf jeden Fall ein sonniges Gemüt braucht. Schließlich sprechen wir hier von einem Stapel aus ca. 200 – 300 Bildern und die Form ändert sich nicht wirklich von Bild zu Bild! Also könnte man diese Aufgabe auch unterm Strich vorsichtig als langweilig bezeichnen.

Am Mittag musste ich noch mal fix zum anderen Ende des Campusses, zum Coffman Union Center. Dort befand sich nämlich das Technical Support Center und nur die konnten mir mein oder meine X500 (ich weis leider immer noch nicht was das ist, nur, dass ich es für alles Weiter brauche) geben. Angekommen durfte ich natürlich erst mal wieder meinen Namen angeben und eine Unterschrift leisten – hoffentlich das letzte Mal! Dann gaben sie mir mein X500: pschacht.

Wow! Das ist so ultra geheim, das hätte man nie per Mail schicken können! Etwas enttäuscht fragte ich, ob er irgendetwas frei schalten musste, was meine Präsens hier endschulden würde.

Aber gar nix. Ich bin mal wieder sinnlos von meiner Arbeit abgehalten worden…

Aber wenigstens habe ich jetzt etwas, was mir Zugang zu meinem E Mail Account ermöglicht … und das ist doch ein großer Schritt in die richtige Richtung! Und man bekommt dafür nicht nur einen langweiligen Mailaccount, wie das zum Beispiel in Ilmenau der Fall war. Nein, man bekommt einen ‚all in one account’ mit Google Scheduler, News Frame und Class Manager (was auch immer das schon wieder ist…). Allerdings musste ich mir dann erst mal von Heather zeigen lassen, welches bunte Bildchen ich drücken muss, um an meine Mails zu kommen. Und schon nach einer Stunde üben war ich in der Lage, meine Mails völlig autonom abzurufen.

Am Nachmittag musste ich noch mal zu Sonya, um mal wieder als Dienstbote zu fungieren und einige Formulare abzugeben. Aber dieses Mal, aber auch nur dieses eine Mal, war es tatsächlich sinnvoll, dass ich persönlich aufgeschlagen bin! Denn als ich da raus spaziert bin, musste ich mein Geld für die ‚health insurance’ nicht mehr jeden Monat persönlich da hin bringen, wie die Damen von dem Amt das von mir erwartet hätten. Nein, das HR Büro ist tatsächlich in der Lage, das Geld zu überweisen! Das ist auch das erste Mal, dass ich das Wort Überweisung hier höre. Denn es ist hier gängiger als in Deutschland, ne Menge Bargeld mit sich rum zu schleppen (so vielleicht an die 1000 Lappen) und alles damit zu bezahlen, oder Schecks auszustellen.

Allerdings funktionierte das mit der Überweisung nur, wenn ich dem ‚Health Insurance Office’ eine gewisse „EFS“ Nummer mitteilte. Und mit mitteilen meinten die mal wieder persönlich vorbei schauen. Also machte ich mich zum zweiten Mal auf den Weg dort hin.

Als ich ihnen dort die Nummer feierlich übergeben wollte drückte die Dame am Empfang mir leider nur ein Formular in die Hand, auf dem ich meine persönlichen Daten abermals angeben musste. Ich erkundigte mich, wo denn der Zettel von gestern sei, auf dem ich das schon mal eingetragen habe und ob ich denn dann auch nicht im System vermerkt sei. Allerdings wusste die Frau nicht mal was ich meinte, als ich dann beim 5. Synonym für „System“ endlich auf „Kundendatenbank“ gekommen bin. Also ließ ich mal wieder die Kulimine rauchen … ich sag nur: „das blaue Formular“ (Für die, die es nicht kennen: es gibt einen Asterix und Obelix Film erinnert, in dem die Beiden den Gang durch ein römisches Beamten Gebäude überleben müssen – nun, mir geht’s gerade irgendwie genauso).

Beim Verlassen des Versicherungsgebäudes/Klinik viel mein Blick auf eine Werbetafel für etwas, was sich Gopherstore nannte. Das ist ein Laden, in dem es nur Klamotten mit in den Farben und der Beschriftung der University of Minnesota gab. Und wir reden hier nicht von einem kleinen Ständchen mit ein paar Hoodies (hooded sweatshirt – hat sicher jeder schon mal gesehen … ansonsten: http://lmgtfy.com/?q=hoodie). Nein es handelt sich dabei eher um einen Laden, der von Unterwäsche über T-Shirts bis zu Jacken und von Sportklamotten bis Sakkos alles anbietet, was man sie um den Leib hängen kann! Und das Angebot beschränkte sich nicht nur auf Anziehsachen. Auch Trinkflaschen, Bücher, Blöcke und Anhänger werden hier verhökert. Und diese Dinger sind über den gesamten Campus verteilt.

Nun stellt sich die Frage, wer von oben bis unten mit ‚University of Minnesota’ Klamotten gebrandmarkt sein möchte. Doch wenn man hier auf die Straße schaut ist die Antwort offensichtlich: die Amis! Überall rennen die Leute mit den schlapprigsten grauen Sporthosen rum, Hauptsache es steht das Zeichen der ‚U’ drauf! Selbst die hoodies, die es beim Eröffnen eines Bank-Accounts kostenlos dazu gibt, sind unglaublich begehrt.

Um also als jemand durch zu gehen, der gewillt ist sich fremden Bräuchen und Kulturen anzupassen, entschloss ich mich auch etwas in diesem Laden zu kaufen. Um aber nicht völlig meine europäische Identität zu verraten, sollte es wenigstens etwas nützliches sein, weshalb ich mich für eine Trinkflasche entschied, die ich ohnehin brauchte.

Danach schaute ich noch mal im U - Card Office vorbei. Es stellte sich heraus, dass der Typ schlicht und ergreifend vergessen hat, mir meine Karte zu geben! Ist mir zwar unklar, wie man das vergessen kann, aber passiert!

Anschließend ging es direkt nach Hause. Cindy und Doug saßen schon am Feuer und haben auf mich gewartet. Ich setzte mich dazu und wir haben ein wenig geplaudert. Stunde um Stunde verging und zum Schluss saß ich mit ihnen oben (im oberen, ihren Teil des Hauses) und hab ihnen meine Fotos gezeigt. Von der Familie, meiner Freundin und meinen Freunden. Zum Schluss sagte Doug nur noch: ‚Peter, you are a lucky man!’.

Während der letzten Wochen in Deutschland habe ich so viel Zeit mit Freundin, Familie und Freunden verbracht, dass ich es teilweise als selbstverständlich angesehen habe. Es war sogar manchmal auch anstrengend, alle Wünsche und Vorstellungen unter einen Hut zu bekommen. Aber tatsächlich ist es ein unglaubliches Glück, mit jedem Einzelnen Zeit verbringen zu dürfen. Ein Glück, dessen man sich auf jeden Fall bewusst sein muss!

Es sind Erkenntnisse wie diese, die quasi auf der Hand liegen, wenn man mal das ganze von Außen betrachtet. Nun in diesem Fall ist außen eben ein Stückchen weiter weg. Genauer gesagt ca. 5000 Meilen weiter weg. Aber gerade diese Distanz ist das, was den Trip so aufregend macht! Und die Tatsache, dass man gerade am Anfang (und ich denke auch generell) oft auf sich allein gestellt ist. Das bedeutet, man hat auch mal Zeit, sich selbst zu reflektieren und ein wenig über Dinge nachzudenken, für die man sonst leider viel zu wenig Zeit hat…

Doch bevor ich hier zu sehr ausschweife und am Ende noch langweile – was ich wahrscheinlich ohnehin schon tue – möchte ich mich für heute verabschieden. Denn die Woche war hart und ich brauche eine wenig Schlaf. Nicht zuletzt, weil ich mich immer noch nicht an den Zeitunterschied gewöhnt habe.

Aber bevor ich in mein Bettchen entlassen wurde, gab es noch eine Erklärung von Cindy (die sich die ganze nächste jeden Tag Woche wiederholen wird), welche Nummern in einem Notfall anzurufen sind. Denn Cindy fliegt ab nächste Woche Samstag nach Florida, in ‚das andere Haus’ auf Marco Island und kommt erst zu Weihnachten wieder (sie mag die Kälte nicht). Doug fliegt mit, kommt aber bereits eine Woche später wieder – er mag die Hitze nicht (weshalb es mich wundert, warum beide dort ein Haus gekauft haben – die spinnen eben, die Amis).

Da Demeji an diesem Wochenende nun auch noch zu seiner Frau nach New York fliegt, bin ich am Sonntag allein in dem Haus, was mich wieder zurück zu Cindys Erklärungen führt. Sie ist darüber dermaßen aufgeregt, dass sie mir bereits einen Zettel mit Nummern der Nachbarn geschrieben hat, die ich im Falle von Langer Weile terrorisieren kann. Also unterm Strich zu gleichen Anteilen völlig übertrieben aber auch nett, dass sich jemand um einen kümmert…gerade zu Beginn in einem anderen Land! Aber jetzt erst mal Chilln…I need a rest!

Cya tomorrow!

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