December 25, 2009

Our Christmas



Am

Morgen des 24. hatte uns Cindy erst einmal zu einem Weihnachtsgottesdienst in ihrer Kirche eingeladen. Doug, so

berichtete uns Cindy,

ist nicht mit uns mit gekommen, da er nicht gläubig ist und daher lieber den Vormittag damit verbringt, zur Mall zu fahren und für sie ein Geschenk zu kaufen.

Die Christian Lutherian Church, in die sie ging, war zwar gleich um die Ecke, doch haben wir trotzdem das Auto benutzt, da sich Cindy ihre schicken Schuhe nicht im tiefen Schnee ruinieren wollte. Bei diesem Wetter war es aber auch nicht ganz einfach einen Parkplatz zu finden, da beide Seiten der mittlerweile sehr schmalen Straße mit ca. 40 bis 50 cm hohen Schneegebirgen zugepflastert waren – eben das Resultat der Kombination aus Schneefall, dessen Beseitigung und mangelnden Wegtauens.

Nichtsdestotrotz hielt sie das nicht davon ab, unser Auto direkt in einem dieser Berge zu versenken. Als sie dann aber merkte, dass sich vorne und hinten nichts mehr bewegte entschied sie sich dann doch zu meiner

Erleichterung, einen der regulären Parklücken auf dem Parkplatz der Kirche aufzusuchen.

Der Gottesdienst an sich wurde, nach dem sich alle Mitglieder herzlich begrüßt hatten, von einer älteren Pfarrerin abgehalten, die aber zu meiner Überraschung diesen doch recht modern gestaltete. Nun gut, Charlie Brown, von dem die Geschichte in dem Gottesdienst größtenteils handelte, war zugegebener Maßen eher 80er/90er als absolut modern, man verstand aber auf jeden Fall die gute Absicht, die dahinter stand!

Und berücksichtigt man das durchschnittliche Alter des Publikums, so hat sie auch auf jeden Fall ins Schwarze getroffen. Und für die Kleinen gab es sogar noch ein besonderes ‚event’. Sie dürften nämlich nach vorne kommen und sich von der Pfarrerin eine Weihnachtsgeschichte aus einem Bilderbuch erzählen lassen. Dieser Teil des Gottesdienstes schien auch Cindy am meisten zu berühren.

Ansonsten verlief der Gottesdienst wie jeder andere auch. Es wurde gesungen, gebetet (an dem Uli und ich uns aber b


eim besten Willen nicht beteiligen wollten und konnten) und erzählt. Allerdings ging der Gottesdienst entgegen meinen Erfahrungen in Deutschland lediglich nur eine Stunde (allerdings fand ich das nach dieser auch durchaus begrüßenswert). Dies war aber dadurch zu erklären, dass an diesem Nachmittag noch 3 weitere Gottesdienste abgehalten werden sollten. Allerdings nur noch einer in Englisch. Die anderen beiden waren in Dänisch und Schwedisch – eben die Sprachen der Haupt-Ursprungsländer (wobei ich mir da bei Dänemark nicht ganz sicher bin) dieser Region.

Um mal ein wenig allgemeiner zu werden: der 24. Dezember ist ja bekannter Maßen Weihnachten. Doch im Gegensatz zum heimischen Brauch, werden die Geschenke hier nicht am 24. abends, sondern am 25. früh geöffnet. Ich hatte zwar „nur“ (immerhin mehr, als ich mir erhofft hatte!) ein Paket meiner Eltern zum Auspacken, doch wollte ich mich eigentlich den regionalen Gepflogenheiten anpassen.

Allerdings erfuhr ich von meinem Professor und einer Kollegin, dass durch den starken nordeuropäischen Einfluss in dieser Region auch viele Familien den 24. als „Tag der Geschenke“ zelebrieren. Dies nahm ich prompt als Vorwand, um am Abend der Versuchung des verpackten Paketes zu erliegen und es am Ende doch zu öffnen. Dazu hatte ich nebenbei bemerkt noch einen sehr coolen Kalender bekommen, der mit Bildern meiner Heimatstadt, meiner Familie und Kinder- sowie Babyfotos von mir gestaltet war. Hat mich ein wenig ‚homesick’ gemacht, aber nur ein klein wenig ;).

Doch es stellt sich sicher die Frage, warum wir den Abend des 24. nicht dazu genutzt hatten auszugehen, anstatt die ganze Zeit auf die verschlossene Box meiner Eltern zu starren. Nun eigentlich wollten wir lecker Sushi essen gehen. Doch leider hat sich der Abend des 24. als einer der wenigen Momente im Jahr heraus gestellt, an dem quasi nix, aber auch gar nix offen hatte.

Wir hatten damit allerdings auch nicht wirklich ein Problem, denn wir saßen natürlich nicht den ganzen Abend vor dem Geschenk und haben uns gelangweilt. Wir haben uns erst ein paar leckere Boritos gemacht. Ein mexikanisches Gericht, was Uli und ich hier dank einer Fastfood (eigentlich fast casual food – etwas weniger, aber dafür besser) Kette namens Chipotle zu schätzen gelernt haben. Nicht gerade weihnachtlich, aber dieses Jahr war eben alles etwas anders. Und damit wir dann doch noch in Weihnachtsstimmung kamen, haben wir uns bei einem Gläschen Sekt „Kevin allein in New York“ angeschaut. Ein urstig alter Schinken, der aber immer wieder ein wenig erheiternd ist. Besonders, wenn man ihn noch nicht in Englisch gesehen hat. Und ich finde er bringt einen genau in die passende amerikanisch – kitschige Weihnachtsstimmung, die man in diesem Land braucht. Und es ist ebenfalls eine gute Einleitung auf unseren bevorstehenden Trip.

Am nächsten Tag – den 25. - waren wir aber erst einmal zum Weihnachtsdinner eingeladen. Die ganze Familie (eigentlich nur die halbe – waren aber trotzdem zu Zwölft – beide Söhne mit Frau und Kindern) hatte sich allerdings bereits am frühen Nachmittag versammelt, denn im Einvernehmen aller hatten Cindy und Doug das Treffen vorverlegt, damit ihre Gäste nicht zu später Stunde bei diesem Wetter nach Hause fahren müssten.


Also gesellten wir uns zeitiger als geplant dazu. Es gab Riesengarnelen und Cracker als Appetizers und dazu einen Digestiv. Alle versammelten sich dazu in der Küche wie an eine Art Tresen und wir unterhielten uns angeregt, nachdem schnell das erste Eis gebrochen war.

Anschließend fand die Bescherung statt, die angesichts der Tatsache, dass es „nur“ die Bescherung bei Oma und Opa war, „relativ klein“ für die Enkel ausfiel. Es gab eine Playstation für den kleinen und etwas Geld für die Enkelin, die gerade ihre Highschool beendet hatte. Die restliche Familie, die Kinder von Cindy und Dougs Tochter, wurde schon am Abend vorher beschenkt, als beide diese bei ihnen zu Hause besuchten. Für uns gab es sogar auch etwas – ein Cappy von Marco Island, die Insel auf der sich Cindy die letzten Monate aufgehalten hatte (allerdings wollte Uli aus Sicherheitsgründen nicht auf dem Foto erkannt werden). Wir schenkten Doug einen Modell Trabi, da er in Autos interessiert war und dieses Vehikel für uns ja eine ganz besondere Epoche darstellte und Cindy ein Buch über Martin Luther, da sie ja der Lutherian Church angehört.

Als eigentliches Dinner gab es dann einen Riesen Braten, den Doug voller Stolz zwei Tage zuvor nach Hause gebracht hat, da er beim Kauf einen guten Deal gemacht hatte. Und man musste neidlos anerkennen, dass die Qualität des Fleisches unvergleichlich gut war. Kombiniert mit Cindys hausgemachtem Waldpilzrisotto der absolute Wahnsinn und auf gut deutsch gesagt: ‚The hell of a Christmas dinner!’

Allerdings wurde es wieder, wie das erste Dinner, was Cindy bei meiner Ankunft zubereitete, auf Papptellern serviert. Und auch der anschließenden Punpkin Pie kam auf den selbigen. Ich fand es ehrlich gesagt nicht unbedingt passend für ein „gediegenes“ Weihnachtsessen, allerdings schien es unsere bzw. Cindys und Dougs Gäste weniger zu stören. Deshalb unterhielten wir uns einfach nett und hatten einen schönen Abend. Und so mussten die Gäste dann leider doch spät durch die Nacht bei 60cm Neuschnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt (was für diese Jahreszeit ausgesprochen warm war) die Heimreise antreten.

Am Tag darauf gingen wir dann endlich einmal zum Essen aus. Genauer gesagt gingen wir Sushi essen, in einer kleinen Sushi Bar nahe des Mississippi Rivers. Allerdings war das Wetter wieder dermaßen kalt geworden und der Schnee kam immer noch unaufhörlich runter, dass der Hin- und Rückweg eine einzige Tortur waren.

Während wir auf dem Hinweg noch durch fast knöcheltiefe Pfützen bzw. Bäche wateten, die sich direkt zwischen den Schneehaufen über den gesamten Weg erstreckten, verwandelten sich diese auf Grund der nächtlichen Temperaturen auf dem Rückweg zu langen, Schnee überzogenen Eisbahnen. Dazu kam noch, dass es an jede Ecke einen ca. 80 cm bis 1 m hohen Schneeberg zu überwinden galt, der mit einer dünnen aber fies glatten Eisschicht überzogen war. Und als wäre das nicht genug, sanken zu diesen Tageszeiten die Temperaturen schnell in Regionen, bei denen man nicht lange draußen bleiben, geschweige denn lange Wege im Freien zurück legen konnte. Es ging sogar so weit, dass sich Uli in Minnesota leichte Erfrierungen an den Beinen zugezogen hatte.

Aber nicht nur das Laufen wird bei solchem Wetter zur Tortur. Das Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel macht auch einen Mords-gaudi, da quasi jeder Bus zu spät war und das Warten in der Kälte dann auch nicht das Spaßigste Erlebnis ist. Es war sogar ein solches Verkehrschaos angekündigt, dass wir uns schon fast sorgen machten, dass unsere nächste anstehende Reise – der Flug nach New York über Neujahr – wohlmöglich beeinflusst werden könnte. Denn die Flughäfen hatten eigentlich seit Anfang der Woche mit starken Behinderungen zu kämpfen!

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